Andreas Schlumberger
Andreas Schlumberger studierte Sportwissenschaften, Sportmedizin und Geschichte an der Johann-Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a.M. Von 1994 bis 2000 war er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abt. Leistungsdiagnostik (Prof. Dr. Schmidtbleicher).
2000 erhielt er seine Promotion zum Dr. phil. in Trainingswissenschaften. Von 2000 bis 2011 arbeitete er als Reha-Trainer und Trainingswissenschaftler in der EDEN Reha, Donaustauf und wechselte danach in den Profifußball:
- 2011 bis 2015: Leiter Athletik und Rehabilitation bei Borussia Dortmund
- 2015 bis 2017: Leiter Rehabilitation beim FC Bayern München
- 2017 bis Januar 2020: Leiter Medizin und Prävention bei Borussia Mönchengladbach
- Januar bis Dezember 2020: Leiter Fitness und Rehabilitation beim FC Schalke 04
- Seit Dezember 2020: Head of Recovery and Performance und Head of Medical Performance beim Liverpool Football Club, England
Ein umfassend und detailliert geplanter und organisierter Trainingsprozess ist der Schlüssel zur positiven Leistungsentwicklung im Sport. Traditionell liegt bei der trainingsmethodischen Herangehensweise der Fokus auf biomechanischen und physiologischen (kardiovaskuläre/metabolische) Faktoren. Dabei liegt ein Hauptaugenmerk auf der Kontrolle von Bewegungen und dem Erlernen oder Verfeinern von Bewegungen. Diese basieren dabei immer auf dem Zusammenspiel von biomechanischen und neurophysiologischen Faktoren.
Neue Erkenntnisse zur Bedeutung der Neuroplastizität unterstützen in diesem Zusammenhang die Sinnhaftigkeit der Lenkung des bisher traditionellen Fokus auf die biomechanischen Faktoren mehr in die Richtung der neurophysiologischen Faktoren des Trainings. Die Integration von biomechanischer und neurophysiologischer Sichtweise führt entsprechend zu einem deutlich holistischen Ansatz im Rahmen der trainingsmethodischen Herangehensweise.
Versucht man im präventiven, rehabilitativen und leistungsorientierten Training diese gesamtheitliche Sichtweise zu integrieren, führt dies zu drei wichtigen Strategien:
- Die sportartspezifischen Bedingungen der Bewegungskoordination stehen im Vordergrund der Planungen.
- Die neurophysiologischen Erkenntnisse und die mit ihnen in Verbindung stehenden Trainingsprinzipien müssen zur Optimierung der Trainingsmethodik, im Sinne der Integration wichtiger Aspekte des Bewegungslernens, zusammengebracht werden.
- Das einfache Denken in den motorischen Hauptbeanspruchungsformen und den aus ihnen abgeleiteten Trainingsmethoden, ohne die sportartspezifischen Bedingungen der Bewegungskoordination und die Prinzipien des Bewegungslernen (inklusive ihrer Auswirkungen auf zentralnervöse Anpassungen) zu integrieren, stellen einen limitierten Zugang dar und werden den modernen Anforderungen einer neurozentrierten Denkweise nicht gerecht.