Portrait Julia Steinhardt

Dr. Julia Steinhardt

Hirnforscherin und Hochschuldozentin, Zertifizierte Neuroathletik-Trainerin

Dr. Julia Steinhardt, Jahrgang 1989, studierte im Bachelor Soziologie und Psychologie an der TU Chemnitz und anschließend den internationalen Masterstudiengang Integrative Neuroscience an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg.

Sie promovierte in einem Exzellenzcluster der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität zu Lübeck im Fachbereich Neurowissenschaften und erhielt direkt im Anschluss ein Postdoc-Startup Funding der DFG. Sie hatte mehrere Auslandsaufenthalte in Irland, Dänemark und den Philippinen und hielt auf zahlreichen Konferenzen im In- und Ausland Vorträge. Seit 2021 leitet sie die Forschungsgruppe zum Thema Metabolismus bei neurodegenerativen Erkrankungen innerhalb der Sektion Bewegungsstörungen an der Klinik für Neurologie Lübeck.

Sie ist gegenwärtig an der Universität zu Lübeck in der Forschung und als Hochschuldozentin tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Kognitive Neurowissenschaften, Neuromodulation, und Neurometabolismus. Zusätzlich kann sie zahlreiche Publikationen im Fachbereich Neurologie nachweisen und ist aktives Mitglied in verschiedenen Gremien und Societies im Bereich Bewegungsstörungen. Sie ist Trägerin des deutschen Sportabzeichens in Gold, zertifizierte Reittherapeutin und Neuroathletik-Trainerin.

The Power of the Brain – Long Covid Neuro Training 

Einsatz des neurozentrierten Trainings bei der Long-Covid-Rehabilitation

Long-Covid wird definiert als multisystemische Erkrankung mit oft schweren Symptomen, die auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 folgen. Mindestens 65 Millionen Menschen weltweit haben eine Long-Covid-Erkrankung, basierend auf einer konservativ geschätzten Inzidenz von 10 % der infizierten Menschen. Es wurden mittlerweile mehr als 200 Symptome mit Auswirkungen auf mehrere Organsysteme identifiziert. Die Ursache für die vielfältigen Beschwerden liegt oftmals in bestimmten Bereichen des Gehirns.

Besonders die neurologischen Folgen von SARS-CoV-2 erfordern einen multidisziplinären Ansatz mit einer Kombination aus medizinischen Maßnahmen, Rehabilitationsstrategien sowie zusätzlichen Modalitäten zur Verbesserung der neurologischen Funktionalität von Patient*innen. Neuroathletiktraining kann so eine zusätzliche Modalität darstellen.

Um Menschen mit Long-Covid besser therapieren zu können, benötigen Therapeuten deshalb ganzheitliches Wissen über das Gehirn, das zentrale Nervensystem sowie dessen Arbeitsweise. Diese steuernden Instanzen regulieren das Zusammenspiel in unserem Körper und entscheiden über unser physisches und psychisches Leistungsvermögen. Das Verständnis über dieses komplexe Zusammenspiel ist der Ausgangspunkt des neurozentrierten Trainings. Dieser Ansatz ist ein interdisziplinärer Ansatz, der Erkenntnisse und Methoden aus verschiedenen Disziplinen, wie Neurowissenschaften, Psychologie, Bewegungs- und Sportwissenschaften kombiniert. Er ist neu und vielversprechend in der Long-Covid Rehabilitation.

Der Vortrag beinhaltet eine Einführung in das Trainingskonzept des neurozentrierten Trainings mit dem Fokus auf den Einsatzmöglichkeiten in der Long-Covid Rehabilitation. In diesem Vortrag untersuchen wir die aktuelle wissenschaftliche Literatur und beleuchten die wichtigsten Erkenntnisse, die im Zusammenhang mit Neuroathletik-Training stehen. Es werden Grundkonzepte darüber vermittelt, wie man individuell jene Gehirnareale trainiert, die die neurologische Rehabilitation von Menschen mit Long-Covid unterstützen kann.

Durch die gezielten Übungen können z.B. Schlaf, Fatigue, Brain Fog, autonome Funktionen, sowie gleichzeitig auch kognitive und psychische Fähigkeiten verbessert werden. Ziel des Vortrages ist es, konkrete Impulse zu geben wie man Klient*innen noch effektiver und ganzheitlicher therapieren kann.