Atemtraining

Digital Overload: Strategien gegen Stress im digitalen Alltag

Neuroathletiktrainerin Luise Walther sitzt am Schreibtisch und trägt beim Telefonieren eine rote ARTZT neuro Farbbrille.

Lesezeit: 5 Minuten

Die digitale Welt hat tiefgreifenden Einfluss auf unser Gehirn. Die kontinuierliche Flut von Reizen durch Technologie kann Stress verursachen, der sich negativ auf unsere Gesundheit und Konzentration auswirkt. Doch wir können etwas dagegen tun. Neurotrainerin Luise Walther erklärt, welche Tipps im Alltag helfen.

So schnell entsteht Digital Overload

Die Digitalisierung hat zweifelsohne einen enormen Einfluss auf unser Leben. Über Smartphones, Tablets und Co. können wir uns rund um die Uhr Informationen beschaffen, kommunizieren und uns unterhalten lassen. Eine große Errungenschaft, die aber auch Risiken birgt. Denn die rapide Entwicklung der Technologie ist eine große Herausforderung für unseren Körper, insbesondere für unser Gehirn und Nervensystem, das sich seit Millionen von Jahren nicht grundlegend verändert hat.

Die Flut an Nachrichten, E-Mails, Pop-ups und Social Media Inhalten führt dazu, dass wir uns schneller ablenken lassen und permanent zwischen verschiedenen Bildschirmaufgaben und anderer Denkarbeit wechseln. Sowohl bei der Arbeit als auch privat. Die menschliche Aufmerksamkeit ist jedoch begrenzt und kann effektiv nur auf eine Sache gerichtet werden. Es kommt der Punkt, an dem unser Steinzeithirn die Menge an Informationen mental nicht mehr bewältigen kann. Das Ergebnis: Digital Overload.

Dein Gehirn braucht Erholung

Luise Walther, Expertin für Neurotraining, erklärt das Phänomen so: „Durch das ständige Multitasking ist unser Gehirn dauerhaft in einem Zustand der Stimulation und Alarmbereitschaft. Das kann zur Überproduktion von Stresshormonen führen. Wenn wir uns keine ausreichenden Auszeiten gönnen, um den Stress wieder abzubauen und das über einen längeren Zeitraum hinweg, streikt das System irgendwann."

Die Folge können Verspannungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen und ein Rückgang der Produktivität sein. Manche Menschen verfolgt der am Tag unverdaute Stress sogar bis in die Nacht hinein: Sie leiden unter Zähneknirschen.

"Anstatt sich ständig zu pushen, ist es wichtig, Maßnahmen zur Stressregulation zu ergreifen."

Was tun gegen digitalen Stress?

Wenn du der digitalen Reizüberflutung entgehen und gesundheitlichen Problemen vorbeugen willst, solltest du dir deines eigenen Umgangs mit Stress bewusst werden. Es geht darum, im Sinne der Stressbewältigung Verantwortung für dich selbst und deine Gefühle zu übernehmen. Zum Beispiel für die Gefühle "Überlastung" und "Überforderung".

„Anstatt sich ständig zu pushen, ist es wichtig, Maßnahmen zur Stressregulation zu ergreifen. Es geht darum, die Aufmerksamkeit auf die eigene Körperwahrnehmung zu lenken, damit das Gehirn nicht überlastet. Nur so kann chronischer Stress mit seinen negativen Auswirkungen auf Körper und Geist vermieden werden“, erklärt Walther.

Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, strikte Bildschirmpausen und Entspannungstechniken wie Meditation tragen dazu bei, körperlichen und mentalen Stress zu mindern und den eigenen Healthstyle zu verbessern. Auch mit Neurotraining kannst du der digitalen Reizüberflutung entgegenwirken.

Entlastung durch Neurotraining

Bewegungen aus dem neurozentrierten Training können dir dabei helfen, dein Nervensystem zu entlasten. Damit dein Körper reibungslos funktioniert, braucht dein Gehirn genaue Informationen von ihm, die es bewertet und verarbeitet. Diese sensorischen Signale kommen beispielsweise von den Augen oder dem Gleichgewichtssinn. Ist die Qualität der übermittelten Daten unzureichend, reagiert das Nervensystem mit Schutzmechanismen wie Muskelverspannungen oder Schmerzen.

Mit gezielten Übungen kann man die Verbindung zwischen Körper und Gehirn verbessern. Dabei unterstützen dich verschiedene Tools wie Sehtafeln, Atemgürtel oder Farbbrillen.

Das Gehirn umprogrammieren

Bleibt die Frage, wie du die Gesundheitstipps in deinen ohnehin schon vollgepackten Arbeits- und Familienalltag integrieren sollst. Schließlich sollen die Tipps nicht zur zusätzlichen Belastung werden und dein Zeitmanagement nicht noch straffer gestalten. Damit das in der täglichen Routine funktioniert, bedarf es geeigneter Auslöser oder Trigger, die dein Verhalten beeinflussen, indem sie den Fokus auf bestimmte Handlungen lenken.

Dazu Neuro-Coach Walther: „Ein einfaches Beispiel ist das Klingeln des Weckers am Morgen, das uns signalisiert aufzustehen und in den Tag zu starten. Auch Süßigkeiten, die in der Küche liegen, können ein Auslöser sein, der uns verleitet, sie als ungesunde Snacks zu essen.“

Wenn du dir bewusst machst, wie Reize dein Verhalten lenken, hast du die Möglichkeit, gezielt positive Anreize zu schaffen. Diese können dabei helfen, neue Gewohnheiten zu etablieren oder bestehende zu verändern.

Tipp: Wenn der Kopf raucht und die digitale Belastung zur Dauerbaustelle wird, bieten manche Unternehmen ihren Mitarbeitenden Hilfe an – für genau diese unsichtbaren Situationen, in denen zu viel einfach zu viel ist. Vielleicht gibt es solche Angebote auch bei deinem Arbeitgeber?

5 Auslöser gegen Digital Overload

1. Zeitbezogene Auslöser:

  • Lege nach 60 Minuten intensiver Bildschirmarbeit eine kurze aktive Pause ein. Das kannst du zum Beispiel mit einem Timer oder Kalendereintrag planen und den Atemgürtel einfach neben den Schreibtisch legen.
  • Plane vor dem Mittagessen und nach jeder Kaffeepause eine 10-minütige Bewegungspause ein.
  • Führe am Ende jedes Arbeitsblocks eine kurze Übungssequenz durch.

2. Visuelle Auslöser:

  • Klebe dir die Sehtafel an die Bürotür und jedes Mal, wenn du den Raum verlässt, machst du ein paar Augenübungen.
  • Hänge dir ein Post-It an den Bildschirm mit der Erinnerung: „Blick in die Ferne schweifen lassen“.
  • Stelle dir als Bildschirmhintergrund ein Bild ein, das dich an bewegte Pausen erinnert.

3. Geräuschbezogene Auslöser:

  • Verwende eine entspannende Hintergrundmusik, um eine kurze Bewegungspause zu begleiten.
  • Nutze jedes Klingeln vom Handy, Telefon oder der Tür als Erinnerung für eine Atemübung.
  • Verwende eine Reminder-App mit beruhigenden Naturgeräuschen, um die Pausen einzuläuten.

4. Ortsbezogene Auslöser:

  • Nutze im Home-Office den Blick aus dem Fenster als Erinnerung für eine kurze Atemübung.
  • Sieh den Weg zur Küche oder zum Drucker als Gelegenheit für eine bewegte Pause.
  • Verwende den Weg zur Toilette, um unterwegs eine kurze Entspannungsübung zu machen.

5. Selbstbelohnungs-Auslöser:

  • Plane nach einem langen Telefonat eine kleine Atemübung zur Selbstbelohnung ein.
  • Belohne dich nach dem Abschluss einer langen Liste von E-Mails mit einer kurzen Blickentspannung.
  • Atme nach dem Abschluss eines wichtigen Meetings eine Minute lang bewusst durch und genieße den Moment.

Fazit: Mehr Balance für Kopf und Alltag

Reizüberflutung betrifft immer mehr Menschen und macht sich besonders am Arbeitsplatz, im Familienleben oder beim Gedankenkarussell nach Feierabend bemerkbar – ob bei Frauen, Männern oder Kindern. Wenn die Aufgaben Überhand nehmen und der mentale Load wächst, sind gezielte Bildschirmpausen, bewusste Auslöser im Alltag und Neurotraining echte Gamechanger für dein Wohlbefinden. So kannst du Stressoren besser steuern, deine Leistungsfähigkeit erhalten und dein Denken nachhaltig entlasten. Fang einfach an - du wirst es nicht bereuen!